Kunstinstallation würdigt Marco Polo: Gulnur Mukazhanovas „Memory of Hope“ im Ca´Giustinian
Die Biennale di Venezia feiert das 700. Todesjahr von Marco Polo mit einer eindrucksvollen Kunstinstallation, die die Grenzen von Kultur und Zeit überwindet. In der Sala delle Colonne im historischen Ca’ Giustinian präsentiert die kasachische Künstlerin Gulnur Mukazhanova ihr Werk „Memory of Hope“. Die Ausstellung, kuratiert von Luigia Lonardelli, ist Teil des Sonderprojekts „È il vento che fa il cielo“.
Eine textile Reise durch Zeit und Raum
Mukazhanovas Kunst steht im Dialog mit den wenig bekannten Reisen von Marco Polos Vater und Onkel, die entlang der kasachischen Steppen in den Osten führten. Die Arbeiten der Künstlerin verbinden traditionelle kasachische Textilkunst mit modernen Elementen: „Ich kombiniere alte Stoffe mit neuen Texturen, um eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen“, erklärt die Künstlerin. Ihre Werke umfassen Materialien wie Wolle und Seide, die in harmonischen wie auch dissonanten Kombinationen den weiten Horizont der eurasischen Steppe einfangen.
„Mukazhanova erschafft eine ästhetische Landschaft, die die Grenzen zwischen Materialität und Emotion auflöst“, beschreibt Kuratorin Lonardelli die Installation. Die Raumgestaltung, inspiriert von den unendlichen Linien des Drachen-Symbols in der asiatischen Kultur, hebt die Verbindung zwischen Erde und Himmel hervor.

Kunst als Plattform für kulturelle Brücken
Die Ausstellung ist nicht nur visuell beeindruckend, sondern auch konzeptuell stark verankert. „Gulnur gehört zu einer Generation, die den Übergang von der Sowjetunion zur kasachischen Unabhängigkeit miterlebt hat“, betont Lonardelli. Diese duale Identität spiegelt sich in ihrer Kunst wider, die Nomadentraditionen mit sowjetischen und chinesischen Einflüssen vereint.
Neben Mukazhanovas Textilkunst bietet die Biennale di Venezia auch die Arbeit des Istanbuler Künstlers Cevdet Erek, der mit seiner modularen Bühne „Amfibio“ eine temporäre Plattform für Begegnung und Austausch geschaffen hat. Wie eine moderne Karawane wird die Installation von Venedig nach Istanbul reisen und dabei die Kulturen der durchquerten Regionen aufnehmen und reflektieren.
Ein Schritt ins Unendliche
Das grafische Design der Ausstellung, entworfen von Headline (Rovereto), greift mit geometrischen Formen das Symbol des Dao auf. „Es ist eine bewusste Wahl, die das Konzept des Fortschritts und der Komplexität des Reisens visualisiert“, so die Kuratorin.
Diese Biennale-Station in Venedig ist mehr als eine Ausstellung – sie ist ein Erlebnis, das Vergangenheit und Zukunft, Ost und West miteinander verbindet. Oder wie Mukazhanova selbst sagt: „Kunst ist der Wind, der den Himmel bewegt.“