„Intelligens. Natural. Artifical. Collective.“ Unter diesem Leitthema erforscht die 19. Architektur-Biennale das Zusammenspiel verschiedener Formen der Intelligenz in der Architektur.
Die kommende 19. Architekturbiennale in Venedig verspricht eine faszinierende Auseinandersetzung mit der drängendsten Frage unserer Zeit: wie können wir Architektur neu denken, um unseren Planeten zu schützen? Unter der Leitung des visionären Kurators Carlo Ratti, Professor am MIT und renommierter Vordenker der digitaler Stadtentwicklung, wird die Ausstellung vom 10. Mai bis 23. November 2025 neue Perspektiven auf die Zukunft des Bauens eröffnen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Architektur sich an den Klimawandel anpassen kann.

„Für Jahrzehnte war die Antwort der Architektur auf die Klimakrise auf Minderung zentriert – darauf, unseren Einfluss auf das Klima zu reduzieren. Aber dieser Ansatz ist nicht mehr ausreichend. Die Zeit ist gekommen, dass die Architektur Anpassung annimmt: neu zu denken, wie wir für eine veränderte Welt entwerfen.“ betont Ratti bei der Pressekonferenz am 11.02.2025
Naturkatastrophen als Weckruf für eine neue Architektur
Die zunehmenden Naturkatastrophen zeigen, dass die bisherige architektonische Praxis nicht ausreicht, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen.
„Heute wird dieser dynamische Ansatz auf ein neues Niveau gehoben – da das Klima weniger verzeihend wird. In den Bränden von Los Angeles, in den Überschwemmungen von Valencia und Sherpur, in den Dürren Siziliens haben wir aus erster Hand erlebt, wie Wasser und Feuer uns mit beispielloser Heftigkeit angreifen.“ so Carlo Ratti
2024 war das heißeste Jahr in der Geschichte der Menschheit. Die weltweite Durchschnittstemperatur überstieg erstmals das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Die Architektur muss daher neue Lösungen entwickeln, um den Herausforderungen von steigenden Temperaturen, Überschwemmungen und anderen extremen Wetterereignissen zu begegnen.
Die gebaute Umwelt ist einer der größten Verursacher von Emissionen – doch bleibt die Frage: Können wir diesen Einfluss umkehren und nachhaltige, zukunftsweisende Lösungen schaffen, die über oberflächliche Maßnahmen hinausgehen? Unter dem konzeptionellen Rahmen von natürlicher, künstlicher und kollektiver Intelligenz verspricht die Biennale 2025 neue Perspektiven auf die brennenden Fragen unserer Zeit: Wie können wir nachhaltig bauen? Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz in der Architektur? Wie gestalten wir lebenswerte Städte für alle?
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Die 19. Internationale Architekturausstellung in Venedig rückt die gebaute Umwelt in den Fokus und beleuchtet die Vielzahl an Disziplinen, die sie prägen. Architektur bildet dabei das Herzstück, wird jedoch als Teil eines interdisziplinären Netzwerks betrachtet – von Kunst, Ingenieurwesen, Biologie, Datenwissenschaften, bis hin zu Sozial- und Naturwissenschaften. Ziel ist es, die Materialität des urbanen Raums neu zu denken und zu transformieren.
Die Biennale Architettura 2025 präsentiert innovative Wege in die Zukunft und zeigt, dass intelligente Lösungen für drängende Herausforderungen viele Formen annehmen können. Die Ausstellung präsentiert experimentelle Designvorschläge, die sich mit der Anpassungsfähigkeit an die Umwelt befassen. Dabei liegt der Fokus auf intelligentem Ressourcenmanagement, dem kreativen Umgang mit Materialien und innovativen Planungsprozessen.
Architekten werden dabei als „mutagene Akteure“ verstanden, die evolutionäre Prozesse anstoßen und in neue Richtungen lenken. Die Biennale setzt auf interdisziplinäres Lernen und fordert ein mutiges Experimentieren, um die Transformation der Gegenwart voranzutreiben.

Zukunftsweisende Projekte und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Biennale 2025 präsentiert über 750 TeilnehmerInnen aus verschiedensten Disziplinen, darunter ArchitektInnen, IngenieurInnen, MathematikerInnen, KlimaforscherInnen, PhilosophInnen und KünstlerInnen.
Besondere Projekte in der Ausstellung:
1. „Floating Cities“ – Leben auf dem Wasser
Experte: Bjarke Ingels (BIG – Bjarke Ingels Group, Dänemark)
Thema: In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und dem C40-Netzwerk wird ein Prototyp für schwimmende Städte vorgestellt, die sich an den steigenden Meeresspiegel anpassen.
2. „Resilient Forest Cities“ – Architektur gegen Waldbrände
Experte: Stefano Boeri (Italien)
Thema: Neue Stadtmodelle, die sich durch Waldschutzmaßnahmen und widerstandsfähige Materialien besser an das Risiko von Bränden anpassen.
3. „Thermal Cities“ – Hitzewellen bekämpfen
Experten: Matthias Schuler (Transsolar, Deutschland), MIT Senseable City Lab
Thema: Städte mit passiven Kühlsystemen, reflektierenden Materialien und natürlicher Belüftung, um extreme Hitze ohne Klimaanlagen zu bewältigen.
4. „The Venice Living Lab“ – Stadt als Reallabor
Experten: Ingenieure und Wissenschaftler der Universität IUAV Venedig
Thema: Da der Zentralpavillon der Biennale renoviert wird, wird Venedig selbst zu einem Experimentierfeld mit Installationen und Prototypen, die Lösungen für die steigenden Wasserpegel der Stadt testen.
5. „Margherissima“ – Industriebrachen neu nutzen
Experten: Nigel Coates, Michael Kevern, Guan Lee, John Maybury und Jan Bunge
Thema: Umgestaltung von kontaminierten Industrieflächen in Marghera bei Venedig, um nachhaltige Stadtentwicklung in problematischen Regionen zu ermöglichen.
Neue Modelle der Zusammenarbeit – Wissenschaft trifft Architektur
„Architektur muss so flexibel und dynamisch werden wie die Welt, für die wir jetzt entwerfen.“ – Carlo Ratti
Zum ersten Mal setzt die Biennale auf ein neues Autorenschaftsmodell. Traditionell galten ArchitektInnen als alleinige Schöpfer, doch in Zeiten des Klimawandels braucht es die Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen und anderen ExpertInnen.
Beteiligte renommierte WissenschaftlerInnen:
- Nobelpreisträger Jean Jouzel (Klimawissenschaft, Frankreich)
- Sara Candiracci (Arup, Stadtplanung und soziale Nachhaltigkeit, UK)
- Jorge Otero-Pailos (Columbia University, Architekturgeschichte und Erhaltung, USA)
- Hiroshi Ishiguro (KI und Robotik, Japan)
- Karen Scrivener (ETH Zürich, nachhaltige Baumaterialien, Schweiz)
Die Biennale kooperiert mit globalen Organisationen wie COP30 in Belem, dem C40-Netzwerk, der Davos Baukultur Allianz und dem Soft Power Club. Das öffentliche Programm GENS bietet zahlreiche Debatten und Veranstaltungen.

Über Carlo Ratti als Kurator
Der 1971 in Turin geborene Carlo Ratti revolutioniert die Stadtplanung durch die Integration digitaler Technologien. Seine Forschung am MIT und die Projekte seines Senseable City Lab zeigen, wie datengestützte Ansätze die Architektur der Zukunft gestalten können. Er lädt ein, über die Verschmelzung von natürlicher Evolution, künstlicher Intelligenz und kollektiver Weisheit nachzudenken. Er leitet das Senseable City Lab und ist Mitbegründer des Architekturbüros CRA-Carlo Ratti Associati mit Standorten in Turin, New York und London.
Zu seinen früheren kuratorischen Projekten zählen unter anderem die BMW Guggenheim Pavilion in Berlin, der Future Food District auf der Expo 2015 in Mailand und die Bi-City Biennale of Urbanism -Architecture in Shenzhen 2019. Seine Arbeiten wurden in renommierten Institutionen wie dem MoMA in New York, dem MAXXI in Rom und dem Science Museum in London ausgestellt.
Carlo Ratti betont, dass Architektur alle verfügbaren Formen der Intelligenz nutzen müsse – von evolutionären Prozessen über Computertechnologie bis hin zur kollektiven Weisheit der Gesellschaft. Er fühlt sich geehrt, die Biennale 2025 kuratieren zu dürfen.

Ein Ort – eine Lösung – Manifest für Kreislaufwirtschaft
Unter dem Leitgedanken „Ein Ort, eine Lösung“ ruft Kurator Carlo Ratti die TeilnehmerInnen dazu auf, lokales Know-how zur Bewältigung globaler Herausforderungen einzusetzen. Jeder erfolgreiche Beitrag könnte Teil eines globalen Toolkits zur Anpassung an die Zukunft werden. Ein zentrales Leitmotiv der Ausstellung ist das Manifest für Kreislaufwirtschaft, das am 20. September 2024 von Kurator Carlo Ratti, in Zusammenarbeit mit Arup und der Ellen MacArthur Foundation, veröffentlicht wurde. Es fordert die teilnehmenden Nationen auf, zirkuläre Designprinzipien anzuwenden und nachhaltige Lösungen für die gebaute Umwelt zu entwickeln. Pavillons sollen nicht nur temporäre Installationen, sondern vielmehr langfristige Symbole für zirkuläres Bauen sein. Ziel ist es, Abfall zu vermeiden, Ressourcen im Kreislauf zu halten und natürliche Systeme aktiv zu regenerieren – ein Bekenntnis zur harmonischen Koexistenz von Architektur und Umwelt.
„Wenn jedes Land eine erfolgreiche Strategie beiträgt, können wir gemeinsam ein globales Toolkit zur Anpassung an die Zukunft entwickeln“, so Ratti.
Ausstellungsorte – Die drei Intelligenzen der Architektur
Die Ausstellung verwandelt Venedig in ein lebendiges Labor. Die Hauptausstellung in der Corderie dell’Arsenale ist in drei Bereiche unterteilt:
- „Natural Intelligence“ – Lernen von der Natur
- „Artificial Intelligence“ – Wie KI Architektur verändert
- „Collective Intelligence“ – Interdisziplinäre Zusammenarbeit für nachhaltige Lösungen
Die Ausstellung endet mit dem Abschnitt „Out“, in dem die Frage gestellt wird, ob Raumfahrt eine Lösung für unsere Krisen sein kann. Rattis Antwort:
„Unser Blick ins All sollte nicht als Flucht gesehen werden, sondern als Möglichkeit, unser Leben auf der Erde zu verbessern.“ – Carlo Ratti

Die Sanierung des Zentralpavillons in den Giardini Venedig ermöglicht im Jahr 2025 eine Reihe besonderer Projekte, die die Stadt und ihre Ausstellungsorte in ein dynamisches „Living Lab“ verwandeln. Hier verschmelzen unterschiedliche Formen von Intelligenz und regen zur Entwicklung innovativer Lösungen an. Der Zentralpavillon in den Giardini wird während der Renovierung zum experimentellen Schauplatz.
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Österreich-Pavillon: Zukunft des Wohnens
Der österreichische Pavillon in den Gardini präsentiert mit ‚Agency for Better Living‚ ein Projekt, das soziale Verantwortung neu definiert. Das Kuratorenteam um Michael Obrist, Sabine Pollak und Lorenzo Romito verbindet dabei die Erfolgsgeschichte des Wiener Sozialbaus mit innovativen Bottom-up-Ansätzen aus Rom. Ein mutiger Dialog zwischen etablierten Strukturen und zivilgesellschaftlichen Initiativen.
Das Siegerprojekt mit dem Titel „Agency for Better Living“ wurde im Rahmen eines Wettbewerbs des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) ausgewählt. Das Projekt setzt sich mit aktuellen globalen Wohnfragen auseinander und schlägt eine Synthese aus Top-down-Ansätzen (wie dem sozialen Wohnbau in Wien) und Bottom-up-Modellen (zivilgesellschaftliche Selbstorganisation) vor.

Zur offiziellen Website gelangen Sie hier: Österreich Pavillion
Ein zentraler Aspekt ist die Wiederverwendung von verlassenen Gebäuden und Bauruinen, insbesondere anhand von Beispielen in Rom, um nachhaltige Wohnkonzepte zu entwickeln. Der Beitrag reflektiert damit auch die soziale und politische Verantwortung der Architektur.
Die Biennale Architettura 2025 verspricht, ein inspirierender Ort des Austauschs zu werden, an dem innovative Wohnkonzepte und die soziale Verantwortung der Architektur im Fokus stehen.
Besuchen Sie die offizielle Seite der Architektur Biennale 2025 hier: Homepage Biennale Architettura
Auf den Punkt gebracht: Architektur als Hoffnungsträger in Zeiten der Klimakrise
Die Biennale Architettura 2025 ist ein Aufruf zum Umdenken. Angesichts steigender Temperaturen und häufiger Naturkatastrophen muss Architektur mehr sein als nur Baukunst – sie muss eine Antwort auf die existenziellen Herausforderungen unserer Zeit bieten.
Mit innovativen Projekten, führenden WissenschaftlerInnen und einem interdisziplinären Ansatz zeigt die Biennale, wie Architektur nicht nur überleben, sondern auch Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft entwickeln kann.
Maßgeschneiderte Biennale-Erlebnisse
ARTBEAT wird Sie während der gesamten Biennale mit exklusiven Einblicken versorgen. Erleben Sie die Ausstellung auf höchstem Niveau:
Persönliche Führungen durch ausgewählte Pavillons Gespräche mit führenden ArchitektInnen Exklusive Vernissagen und Events Tiefgehende Analysen der präsentierten Konzepte
Lassen Sie sich von uns durch diese wegweisende Ausstellung führen, die Architektur nicht nur als Gestaltung von Räumen begreift, sondern als intelligente Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit.
Kontaktieren Sie uns für maßgeschneiderte Biennale-Erlebnisse und seien Sie Teil dieser einzigartigen Verbindung von Tradition und Innovation im Herzen Venedigs. Gerne entwickeln wir ein individuell auf Sie abgestimmtes ARTBEAT-Programm und freuen uns darauf, von Ihnen zu hören!